Mittwoch, 26. März 2008

Am Abend

Es ist ein dünner Stock, doch er hält. Er hält mehr als ich selbst noch im Stande bin. Achtzig Jahre, einige Sorgen und unzählige Gedanken. Ich bin alt und gebrechlich. Bin es gerne. Hinter mir liegt, was ich vor mir nicht mehr haben möchte. Vor mir liegt, was hinter mir noch nicht geschehen ist. Achtzig Jahre, glückliche Momente und unzählige Gedanken. Meine Füßte tragen die Erfahrung, mit den Augen sehe ich nach vorn. Die Sicht wird schlechter, leichter Nebel steigt auf. Doch das ist ok, viel habe ich erlebt, eigentlich auch immer überlebt. Jetzt kann ich sie sehen, die Endlichkeit in der Weite. Lang genug hatte sie sich versteckt. War nicht da, als ich sie brauchte, ich glaube sie hatte Recht. Der Stock steht nun in der Ecke, er wird bleiben, ich kann ohne ihn gehen. Meine Hand zittert, mein Herz schlägt. Doch dann beruhigt es sich und auf meinen Lippen tanzt das Lächeln der letzten achtzig Jahre.

1 Kommentar:

PeWi hat gesagt…

Die kleine Geschichte hat mich sehr berührt. Ich sehe das ähnlich, du hast die richtigen Worte dazu gefunden.