Samstag, 24. Mai 2008

Zeitplan

Noch drei Minuten bis Mitternacht.
Noch zwei.
Eine.
Die Zeit vergeht. Und meine Hauptbeschäftigung, das Beobachten des Sekundenzeigers. Das leise Ticken. Mitternacht. Doch die Uhr bleibt nicht stehen. Auch die Zeit tut es nicht. Wie ein leichter Schmerz durchfährt der Druck meinen Körper. Es ist später als eben. Das Gewissen hat keine Ambitionen aufzugeben. Ich habe große Pläne. Träume bei denen ich sicher bin, sie werden Realität. Bald. Ich sollte keine Minute verschwenden. Fortschritt, der Weg zum Glück. Der Sekundenzeiger tickt imer noch, aber es ist fünf Minuten nach Mitternacht. Das nächste große Ziel Stunden entfernt. Meine Gedanken verlaufen in der Leere. Jeder Wille wird zur Gleichgültigkeit. So oft kann ich ihn nicht finden, den Weg zwischen Abenteuer und Schlaf. Für jetzt ist es der Schlaf, der mich rettet. Morgen folgt ein Abenteuer. Vielleicht.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Warmes Rauschen

Die Erde ist warm. Erhitzt durch rasende Reifen, Berührungen für weniger als Sekunden. Die Scheinwerfer fressen sich durch die Dunkelheit. Immer geradeaus, die Richtung von der Straße vorgegeben. Die Welt um mich herum verschwimmt, kommt und geht zu schnell. Links der Sonnenuntergang, die letzten wärmenden Strahlen tuen gut. Ich kneife die Augen zusammen, die Stirn liegt in Falten. Müdigkeit, helles Licht, Konzentration, Stress. Angst. Wie weit kann ich gehen? Das Ziel vor Augen, doch die Geschwindigkeit nicht mehr im Griff. Mit beiden Händen klammer ich mich fest an das Lenkrad. Stark rechts, hoffentlich wirft mich die Kraft nicht von der Bahn. Ausfahrt Nummer fünf. Ich schalte einen Gang zurück. Dann noch einen, komme zum Stehen. Das Ziel ist nah, hier kenne ich mich aus. Es ist ein Gefühl von Freiheit, das mich die ganze Zeit auf der Straße gehalten hat. Die Unendlichkeit, schwerelos in Raum und Zeit. Ich steige aus, Berühre mit den Händen den Boden auf dem ich nun gehen werde. Er ist noch warm.

Dienstag, 13. Mai 2008

Die Sonne scheint

Sie lächelt. Ihre großen Augen glänzen, sie strahlen mich an. Sanft berühre ich ihr Gesicht, streiche über ihre Stirn. Wie lange ist es her. Sehr lange, zu lange. Heute sehen wir uns wieder, sie hat auf mich gewartet, die ganze Zeit. Ihre langen, goldenen Haare. Glattgekämmt auf ihrem Rücken. Sie ist so ruhig. Meine Ängste vor dem Wiedersehen - unbegründet. Ich lasse die Augen nicht von ihr, wir gehören zusammen. Jetzt und in Ewigkeit. Ich hoffe sie hat mich nicht zu sehr vermisst. All die Jahre. Doch ich bin mir sicher sie versteht. Zu viel war passiert, ich hatte zu tun. Ich hatte immer wieder an sie gedacht. Ja sogar einen Besuch geplant. Ich wäre schon viel früher wieder hier gewesen. Das verstehst du doch oder? Jetzt bin ich ja wieder hier. Wir sind zusammen. Was denkst du? Bitte sag etwas. Ich habe dieses Lächeln vermisst. Diese Wärme. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, heute ist etwas anders. Ich habe zu lange gewartet. Du liegst nur da, lächelst, rührst dich nicht. In deinen glasigen Augen kann ich es lesen, du hast immer auf mich gewartet, warst verzweifelt, irgendwie nicht glücklich. Mit meiner flachen Hand streiche ich über dein Gesicht. Deine Augen, sie sind nun geschlossen. Mit ihnen meine Chance wieder gut zu machen. Warte nicht, hatte ich gesagt. Lange ist es her, zu lange. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich muss warten, bis zu dem Tag an dem ich dich wiedersehen darf. Eine große runde Träne rollt über meine Wange, sie tropft auf deine Hand. Doch ich weiß, du wirst nicht zögern. Wenn du kannst, wirst du dafür sorgen, dass die Sonne scheint. Es tut mir Leid.