Sonntag, 27. April 2008

Der grüne Hund

Ich habe einen Hund gesehen. Er hatte grünes Fell, lief einfach so die Straße lang. Er kam auf mich zu, als ich um die Ecke bog, rannte mich fast um. Für einen Moment blieb er stehen, unsere Blicke trafen sich, sein Schwanz hörte auf zu wedeln. Ich erkannte seinen Blick, ein großes Fragezeichen. Warum ich, warum hier. Die Antwort viel mir schwer, ich wusste nicht so recht. Stammelnd, die Worte verschluckend, ich strich mit der Hand durch mein Haar. Weiter, einfach gehen. Ohne einen Blick zurück verließ ich die Situation. Auf meinem Rücken spürte ich den verdutzten Blick des Hundes, was er wohl über mich dachte. Der Schweiß lief mir über die Stirn, meine Knie zitterten gefährlich als ich einen Fuß vor den anderen setze. Aber eigentlich hatte ich doch nichts falsch gemacht, oder? Und überhaupt, was machte der Hund eigentlich da. Das hier ist doch meine Straße, hier wohne ich, gehe hier jeden Morgen. Das nächste Mal würde ich ihn fragen, nicht umgekehrt. Verdammt, darauf hätte ich früher kommen sollen. Was fällt dir ein und warum bist du grün? Erleichtert schließe ich die Augen, als ich den Schlüssel drehe und sich die Tür zu meiner Wohnung öffnet.

Samstag, 19. April 2008

Zwischen Himmel und Erde

Die Hände tief in den Taschen, das Gesicht in den Stoff geduckt. Der scharfe Wind treibt die erste Träne über meine Wange. Doch ich weine nicht. Ich bin ein Keil, Luft und Wellen rauschen auf mich zu, an mir vorbei. Jeder gedankenlose Schritt hier im harten Sand eine Befreiung. Ich bleibe stehen, falle auf die Knie, habe die Hände weit auseinander gestreckt. In diesem Moment trage ich den Planeten, nehme ihn schützend in meine Arme. Mit zwei Fingern gleite ich durch den Sand neben mir, die nächste Welle verschlingt die Spur und zieht sie raus auf´s Meer. Der Blick streift die Unendlichkeit. Mit einem Mal atme ich auf, drehe mich entschlossen um und gehe zurück. Es hat gut getan mit Dir zu reden, Gott.

Montag, 14. April 2008

Kontinuum

Als ich es plante, war ich ahnungslos. Als ich es lebte, hatte ich Angst es zu verlieren. Sehe ich nun zurück, weiß ich, dass es nie etwas großartigeres gegeben hat. Geben wird? Es kann einfach nicht. Es kann einfach nicht für immer sein. Zwar nicht ich aber meine Gedanken reisen in die Vergangenheit. Es ist ein einfacher Weg, direkt und ohne große Umwege zurück. Eine Reise durch das Paradies, nicht irgendeins, sondern das erlebte. Ein Ruck, ein Knall, die Gegenwart hat nicht geklopft. Ich atme auf, weiter gehts. Ahnungslos fange ich an zu planen. Die Gedanken starten ihren Irrweg in die Zukunft.

Freitag, 11. April 2008

Mit dem Strom

Die letzten Wochen waren turbulent. Der Strom hat mich mitgerissen. Riesige Wassermassen, ich mittedrin. Der Fluss ist nicht über die Ufer getreten sondern elegant durch die Kurven geglitten. Jetzt wird er breiter, verlangsamt sich. Das Ufer ist fern, ich verliere den Grund unter mir. All diese Wochen. Ich hatte es mir geschworen. Nie wieder. Nicht ein einziges Mal. Ich würde stark sein, ich weiß, dass ich es sein kann. Der Moment würde vorrübergehen. Vorrüber. Ist es das? Der Fluss kommt endgültig zum stehen. Ich habe kein Kraft mehr. Ein Strudel zieht mich herab. Entschlossen greife ich nach dem letzten Halt. Nach Dir. Gegen alle Prinzipien, mit dem Herz. Ein Griff, den ich bereuen würde, das weiß ich. Du lässt mich los, noch bevor ich richtig nach Luft schnappen kann. Schon wieder. Es ist das Ende. Nie wieder, schwöre ich mir als ich merke, dass der Fluss langsam wieder an Fahrt gewinnt. Für jetzt.