Mittwoch, 26. März 2008

Am Abend

Es ist ein dünner Stock, doch er hält. Er hält mehr als ich selbst noch im Stande bin. Achtzig Jahre, einige Sorgen und unzählige Gedanken. Ich bin alt und gebrechlich. Bin es gerne. Hinter mir liegt, was ich vor mir nicht mehr haben möchte. Vor mir liegt, was hinter mir noch nicht geschehen ist. Achtzig Jahre, glückliche Momente und unzählige Gedanken. Meine Füßte tragen die Erfahrung, mit den Augen sehe ich nach vorn. Die Sicht wird schlechter, leichter Nebel steigt auf. Doch das ist ok, viel habe ich erlebt, eigentlich auch immer überlebt. Jetzt kann ich sie sehen, die Endlichkeit in der Weite. Lang genug hatte sie sich versteckt. War nicht da, als ich sie brauchte, ich glaube sie hatte Recht. Der Stock steht nun in der Ecke, er wird bleiben, ich kann ohne ihn gehen. Meine Hand zittert, mein Herz schlägt. Doch dann beruhigt es sich und auf meinen Lippen tanzt das Lächeln der letzten achtzig Jahre.

Sonntag, 23. März 2008

Inmitten des Nichts

Das hier ist das Leben. Die Beziehungen und das Miteinander. Nenn mich reich, in stehe in der Mitte. Mit mir die Anderen. Wir sind die Mitte, die meines Lebens. Ich bin nicht allein. War es noch nie. Doch heute ist es anders. Ich bin da und auch nicht. Sie alle sind um mich herum, doch nie bin ich einsamer gewesen. Der Blick ist unsicher, er weiß nicht wohin. Die Gedanken sind schwer, sie wollen nicht folgen. Eine Spur, keine Abzweigung in Sicht. Ich versinke in mir, um mich herum das Leben. Schon Morgen wird es wieder anders sein, sage ich mir. Ich soll Recht behalten, doch das Herz ist schwer. Vielleicht muss es das hin und wieder damit ihm keine Flügel wachsen. Ich fliege also nicht. Zum Glück, denn viel lieber bleibe ich hier. Mein Herz schlägt, es rüttelt mich wach. Wach auf, du bist hier, das Leben ist hier. Jetzt.

Samstag, 22. März 2008

Engel

Engel. Ich sehe deinen Schatten, Engel haben keinen Schatten. Du strahlst mich an. Ich spüre es, auch wenn du nur höflich bist. Deine nackten Füße auf dem kalten Pflasterboden. Du bist wirklich schön, aber irgendwie nicht wirklich. Es ist diese Zeit. Das Du. Das Ich. Das Hier. Der Moment geht vorbei, du gehst, ich gehe. Als ich mich umdrehe, bist du nicht mehr da. Aber die Gedanken. Der Lichtblick. Er war kurz, gerade kurz genug um in den Bann gezogen zu werden. Gerade kurz genug um dich nicht kennen zu lernen. Es ist der erste Blick, der bleibt. Ein zweiter ist gefährlich. Doch schon bin ich weit weg. Ein anderer Ort, eine andere Zeit. Die Erde dreht sich. Wir mit ihr. In die gleiche Richtung und dennoch auseinander. Danke für das Licht. Engel.

Montag, 10. März 2008

Wie eine Kerze im Wind

An diesem Abend stehe ich draußen, die Wellen rauschen auf mich zu, doch erreichen mich nicht. Ich stehe hier sicher. Tief eingetaucht in warme Luft, Sand unter meinen Füßen. Der Schatten der Hügel, die mich umgeben, wächst gen Himmel. Aber vor mir sehe ich die Freiheit. Unendlich viel Freiheit. Ein glatter Strich am Horizont, das Ende der Welt. Als ein leichter Wind den anbrechenden Abend ankündigt, fange ich an zu tanzen. Von einem Bein auf das andere. Mit den Zehen ziehe ich Halbkreise in den Sand, springe leicht in die Luft, drehe mich. Der Wind beruhig sich, ich komme zum Stehen. Wie eine Kerze im Wind, denke ich. Aber ich erlösche nicht. Nicht hier, nicht heute. Ein andermal vielleicht, doch bis dahin tanze ich mit dem Wind.

Sonntag, 9. März 2008

Der Zeittotschläger

Gestern Abend saß ich da. Ich saß so da und habe die Zeit totgeschlagen. Einfach so. Es tat mir nicht leid, ich wollte es. Ich hatte mich so darauf gefreut. Ich saß also da und habe ihr aufgelauert. Sie war viel kleiner als ich erwartet hatte. Es war gar nicht schwierig, fast so als hätte ich gar nichts getan. Doch auf einmal war sie tot. Nicht mehr da, ausgelöscht. Jetzt stehe ich hier, habe keine Zeit mehr. Ich bin in Eile, renne los – viel zu schnell um zu bereuen. Wie sehr wünsche ich mir die Zeit zurück. Sie war mein bester Freund, das weiß ich jetzt. Der Zeittotschläger

Ein neuer Morgen

Der erste Augenblick ist entscheidend. Wenn das Auge zum ersten mal blickt. Wen das Auge erblickt. Die Nacht war lang, die Geheimnisse meines Gewissens haben mich verfolgt. Manche aber auch zum lachen gebracht. Morgens ist es anders. Ein neuer Anfang. Die Erinnerungen an die Nacht eilen davon, der Versuch sie aufzuhalten, zurückzuholen - er scheitert. Nichts hat sich verändert, hier bin ich wieder. Hier war ich gestern schon. Ist es wirklich? Wer sagt mir, dass ich nicht Morgens an einem anderen Ort aufwache. Andere Erinnerungen, ein anderer Körper. Der Sinn des Lebens - ein Eintagsleben. Natürlich ist das nicht möglich - möglich ist es natürlich. Ich schiebe den Gedanken zur Seite, zu unmotivierend ist er. Habe ich unmotivierend gesagt? Nein. Was wäre wenn es wirklich so ist? Ich werde es ausprobieren. Gleich heute. Heute werde ich leben. Der Tag heute wird anders sein. Lebensreicher. Und wenn der Traum mich später dann wieder holt, dann habe ich gelebt. Und Morgen werde ich es genauso tun. Daran glaube ich in diesem ersten Augenblick.

Die Geschichte eines Anfangs

Hier bin ich. Ein Blog.
Ich bin hier für euch alle da draußen. Nicht nur für dich, jung, nerdy und männlich. Für jeden, der eine Minute seines Lebens mit mir verbringen möchte und für jeden, der sich lebenslang an mich binden möchte. Wenn ich so lange existiere.
Aber passt auf, ich bin launisch, spontan und unzuverlässig. Ich melde mich, wenn ihr es am wenigsten erwartet und ich schreibe was ihr nicht hören wollt. Ich schreibe was euch auf dem Herzen liegt und was die Welt bewegt. Wenn sich etwas bewegt. Ich bin relativ. Relativ verrückt. Relativ genial. Warum hörst du mir zu? Genau, es gibt keinen Grund. Und genau das will ich von dir. Sei willenlos, folge mir, besuch mich oder lass es sein. Du weißt, wo du mich findest. Ich bin die Endlichkeit in der Weite. Ich bin undendlich in diesem Moment. Dein Blog