Montag, 8. Dezember 2008

In aller Stille

Als die rhythmischen Schläge der Trommeln für einen Moment verstummten, hallten nur noch die aufgeregten Kläffer der Hunde über den See. Es war eine ruhige Nacht. Wie ein Filter hatten sich die Wolken vor den perfekten Vollmond gelegt und sorgten dafür, dass sich der Unterschied zwischen Himmel, Bergen und See nur in variierenden Grautönen ausdrückte. Das ferne Glitzern der Laternen am anderen Ufer verriet die Zivilisation, doch die Menschen hatten sich zurückgezogen um geschützt vor der Dunkelheit auf einen neuen Morgen zu warten. Nur wer genau hinschaute, seine Ängste und Gefühle für einen Moment vergaß, der konnte es sehen. Die Macht des imposanten Berges, der die Kraft hatte alles zu vernichten. Ihm Untergeordnet das Wasser, das sich in dieser Nacht fast lautlos bewegte und dabei unbemerkt ein Reich verdeckte, das wohl noch viel größer als das sichtbare war. Der wacklige Steg unter den Füßen des ruhigen Beobachters jedoch war das schwächste Glied in der Kette. Erstaunlich mutig ragte er in das Unbekannte des Sees hinein und schaffte somit einen Platz der Schwerelosigkeit. Die Hunde hatten sich beruhigt. 
Dann brach die leichte Wolkendecke auf und ließ den Mond so freistehend zurück, dass man sich fragen mochte wie es ihm möglich war dort oben so fest in seiner Position zu verharren.
Im leicht schwankenden Wasser konnte sie ihr Gesicht erkennen. Die Angst war einem entschlossenen Blick gewichen. Vorsichtig ließ sie sich in das lauwarme Wasser gleiten. Sie war keine gute Schwimmerin und als sie nach wenigen Minuten den Steg weit hinter sich gelassen hatte, wusste sie ihre Kräfte überfordert zu haben. Ihre schmerzenden Arme ließen keinen langen Kampf mit dem Verstand zu. Für Augenblicke wurde das zirpende Geräusch der Grillen an Land von dem durcheinandergewirbelter Wassermassen übertönt. Dann Stille. Wolken schoben sich vor den Mond und einzig die Kleidungsstücke auf dem Steg blieben als Zeugen der nächtlichen Szene zurück.

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